top of page
  • AutorenbildFriedhelm Boschert

Mindful Finance – keinen Stress mehr mit dem Geld!

Aktualisiert: 18. Nov. 2018




Was spüren Sie, wenn Sie an Ihre Finanzen oder an Ihr Geld denken? Unruhe? Glück? Stress? Furcht? “Geld und das Denken in #Geld ist eine hochemotionale Angelegenheit”, so das Zukunftsinstitut in der aktuellen Trendstudie “Geld-Gehirn: die Kulturtechnik des Bezahlens von morgen” (März 2017). Hochemotional - wie wahr!



Grund also, mal mit #Achtsamkeit auf die Finanzen zu blicken

Oder ist Ihnen vielleicht gar nichts bewusst? Und weiß es Ihr Geldberater – vor allem, was ihn selbst unbewusst so umtreibt?


Was aber machen Sie?

Am liebsten verdrängen (schlecht!). Auf “neutrale” Experten hören (schlechter!). Oder ungebremst in überbewertete Anlagen oder ins Spielcasino investieren (ganz schlecht!) und sich damit vermeintlich besänftigen. Rational und gesund ist das alles nicht. Und balanciert fühlen Sie sich dabei bestimmt auch nicht gerade. Dazu kommt noch, wieviele Gedanken bei Ihnen täglich ums Geld kreisen, die sich des Nächtens gar in üble Grübeleien ausarten. Halten Sie das für normal? Wenn nein, dann ist es höchste Zeit, sich dem Thema Geld und Finanzen mal aus der Perspektive der Achtsamkeit zu nähern. Den MINDFUL FINANCE – Blick zu wagen. Und damit Ihr ganz persönliches Verhältnis zum Geld endlich mal auf die Reihe zu bringen. Das gilt mehr noch für jene, die von Berufs wegen mit Geld zu tun haben: Banker, Finanzberater, Händler. Vor allem von dort ausgehend muss sich einiges ändern. Doch beginnen wir – wie immer wenn es um MINDFUL SOLUTIONS geht – ganz persönlich bei Ihnen, bei Ihrem Gehirn.


Was passiert im #Gehirn, wenn es um Geld geht?

„Die Antwort der Neuroökonomie, die sich mit #Geldentscheidungen und den Auswirkungen der Hirnaktivität auf diese beschäftigt, ist wenig schmeichelhaft.“, schreibt die Berliner Psychologin Hanna Drimalla in „das Gehirn.info“. Ach herrje, warum denn das? Nun, es heißt nichts anderes, als dass letztendlich unser rationales Gehirn, der Cortex, kaum im Spiel ist, umso mehr dafür aber die „Inselregion“ und das Angstzentrum. „Verlust von Geld oder von wertvollen Gegenständen aktiviert die sogenannte Inselregion“, erklärt der Bonner Neurologie-Professor Elger im eben zitierten Artikel, „Das ist äußerst unangenehm. Diese Struktur wird auch dann aktiviert, wenn wir Schmerz wahrnehmen. “ Und das versuchen wir natürlich zu vermeiden und halten Verluste aus oder produzieren voraussichtliche Verluste aus Angst vor Verlusten. Gegenwärtig wieder mal ganz gut sichtbar, wie Menschen aus der Angst um die Währung ihr Geld in völlig überbewertete Aktien und Immobilien stecken. Ziemlich irrational, oder? Aber das ist noch nicht alles.

„Außer der Amygdala hat die Vernunft noch einen zweiten Feind, tief im basalen Vorderhirn: den Nucleus accumbens. Dieses Kerngebiet gehört zum Belohnungssystem des Menschen. Wenn wir Geld, Sex oder Schokolade erhalten oder auch nur erwarten, ist diese Region aktiv und löst Glücksgefühle aus“ so die Psychologin Hanna Drimalla. Und diese Gier nach Glücksgefühlen vermag in der Tat jedwede Vernunft auszuschalten. Was zu fatalen #Finanzentscheidungen führen kann. „Der ganz schnelle Gewinn aktiviert das Belohnungssystem und setzt die Entscheidungsfähigkeit und die Rationalität herab.“, so der Neurologe Elger. Oh je, das hört sich nicht gut an … und es geht noch weiter.


Verzerrte Wahrnehmung und mentale Blockaden

kommen auch noch dazu. Nicht erst seit Daniel Kahnemann den Nobelpreis erhielt wissen wir, dass Wahrnehmungsfehler zu falschen Entscheidungen führen können. So schätzen wir sehr gerne Wahrscheinlichkeiten grundverkehrt ein: kommt beim Münzwerfen 10 mal die Zahl, denken wir, es muss doch endlich Kopf kommen … falsch! Oder: So viele Investoren an der Börse können sich doch gar nicht irren – denken wir und springen halt (zu spät), auch noch auf den Zug auf … falsch!

Und wir wissen auch, dass sich unser rationales Großhirn manchmal einfach “abschaltet” – wenn wir zuviel und vor allem zu lange andauernden Stress haben. Wobei die Sorge um das Geld selbst eine gewichtige Ursache für #Stress darstellen kann. Ebenso, wenn komplexe Dinge uns mit der Vielzahl an Informationen überfordern (siehe mein Blog “Das überforderte Gehirn”). Was heute – Banker alle mal herhören! - gerade bei Finanzentscheidungen in einer VUCA-Welt mehr denn je der Fall ist. Und dann übernehmen das Stammhirn und das emotionale Gehirn die Vorherrschaft. Haben Sie sich nicht auch schon gewundert, warum Sie im Stress eher aggressiv sind? Eher brachiale Entscheidungen treffen? Klar doch, Ihr emotionales und Stamm-Hirn dominieren und werden kaum mehr vom Großhirn kontrolliert. Und genau so treffen Sie dann Ihre Finanz-Entscheidungen, emotional, brachial … wenn Sie nicht, ja wenn Sie nicht achtsam sind.


MINDFUL FINANCE beginnt bei Ihnen

Ja, aber ich gehe doch mit meinem Geld schon so sorgfältig um! Werden Sie sofort denken, wenn Sie diesen Begriff lesen. Jetzt soll ich auch noch achtsam sein? Genau, richtig. Aber nicht mit Ihrem Geld, sondern mit sich selbst sollen Sie achtsam sein, wenn Sie mit Geld und Ihren Finanzen umgehen. Das Geld an sich ist “macht- und gesichtslos”, wie Verena Muntschig vom Zukunftsinstitut in der eingangs erwähnten Studie richtig feststellt. Es sind Sie, es ist Ihr Kopf, Ihr Bauch, Ihre Vorstellungen, die Geld zu einem Objekt der Begierde, oder zu einem Problem und Stressfaktor oder zu einem Mittel der Weltverbesserung oder einem der Sicherheit machen. Niemand anders. Nur Sie. Deshalb beginnt MINDFUL FINANCE bei Ihnen (hallo, hallo … auch Sie, liebe Banker, Berater und Händler sind gemeint! Nicht nur Ihre Kunden!). Und erst in einem zweiten Schritt werden wir fragen, was sich denn in und an den Institutionen, am Finanzsystem selbst ändern muss.


Probieren Sie’s doch einfach mal

Kommen wir zurück zu den Eingangs gestellten Fragen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie an Geld, an Ihre Finanzen denken? Was spüren Sie? Was denken Sie? Welche Gefühle kommen auf? Geben Sie sich nicht mit oberflächlichen und schnellen Antworten zufrieden. Achtsam in sich hinein hören heißt zunächst einmal, sich selbst wahrzunehmen, ohne zu werten, ohne gleich Urteile zu fällen. Ruhig zu sitzen, in einer offenen und aufmerksamen Haltung und lauschen. In sich hinein. Hören, was da in Ihnen vor sich geht, wenn Sie an Ihren Kontoauszug, an Ihr Sparbuch, an Ihre Altersvorsorge denken. Wie Sie sich fühlen, wenn Sie Geld erhalten, es ausgeben, wenn Sie es anlegen? Beschönigen Sie nichts, verdrängen Sie nichts – lassen Sie alles zu und betrachten Sie das alles ohne Wertung. Auch Ihre Ängste. Damit beginnen sie die ersten wertvollen Informationen für Ihren neuen Umgang mit Finanzen zu sammeln – etwas das Ihnen Ihr Finanzberater nicht bieten kann.

Solomon Halpern, ein brillanter Finanz- und Mindfulness-Experte aus Boulder/Colorado, hat dies, amerikanisch kurz und präzise, im Artikel Mindful Finance Jump Starter auf den Punkt gebracht: “Mindfulness allows our personal experiences, narratives, and emotions to become valuable tools rather than distractions to our financial planning”. Schritt eins also, sich seine eigenen emotionalen und körperlichen Erfahrungen im Umgang mit Finanzen bewusst zu machen. Sie werden große Augen machen, was Sie alles – bei sich – entdecken werden. Einer meiner Klienten konnte es nach einem gezielten Achtsamkeits-Training kaum fassen: “Ich bin ja kein ängstlicher Typ. Und das Geld reicht gut. Aber ich habe jetzt erst gemerkt, welchen Stress ich mir die ganze Zeit mache. Und was ich da grüble, wenn der Tag lang ist. Und mir ständig Sorgen mache, die immer wieder am Geld ansetzen. Warum eigentlich?”. Das war der Einstieg.


Mit Achtsamkeit wieder in den Driver-Seat

Regelmäßige Achtsamkeitspraxis verändert Wahrnehmung und Denken, ja sogar das Gehirn. Das wissen die Leser meines Blogs ja mittlerweile (siehe u.a den mit über 2.000 Zugriffen meistgelesenen Beitrag “Wie Vorsätze halten”). Sie können mit komplexen Sachverhalten besser umgehen – weil Sie trainieren, den Fokus Ihrer Wahrnehmung zu wechseln und das Zusammenwirken unterschiedlicher Hirnregionen fördern. Sie können Ihre Emotionen besser managen (nicht unterdrücken!), sondern diese mit ein klein wenig Abstand betrachten – weil Sie trainieren, wie Sie Emotionen früh erkennen, annehmen und ihre einzelnen Bestandteile besser sehen können. Sie sind nicht länger der Getriebene Ihrer Emotionen. Und das ist für Ihre Finanzentscheidungen, egal ob Geldverdienst, Geldausgabe oder –anlage von fundamentaler Bedeutung.


MINDFUL FINANCE für Investment Manager

So wichtig, dass das amerikanische Institut für die Ausbildung zum “Chartered Financial Analyst (CFA)” ein Achtsamkeits-Modul in die Ausbildung für Finanzberater aufgenommen hat. Und auf der Website des global CFA-Institute finden Sie den “Meditation Guide for Investment Professionals”, der auch gleich die Begründung liefert, warum Achtsamkeit für Investment Manager so notwendig ist: „It can help reduce stress, improve mental focus and creativity, promote ethical behavior, and overcome behavioral biases. “. Ich denke, das sind wohl genügend Gründe, und zwar für alle Akteure im Finanzsektor, –Banker, Berater, Händler, Verbände - über MINDFUL FINANCE nachzudenken. Als Hebel für eine neue Finanzwirtschaft. Doch davon mehr im nächsten Blog.


Bis dahin wünsche ich Ihnen achtsame Tage und keinen Stress mit Ihrem Geld,


Ihr Friedhelm Boschert

80 Ansichten0 Kommentare
bottom of page