Auszug aus dem TEXT von Detlef Gürtler
Es fühlt sich merkwürdig an, einen Workshop über Finanzen mit einer Meditation zu beginnen. Erst einmal zwei Minuten lang in sich hineinhören, und dann erst die eigenen Antennen auf Empfang stellen? Allerdings scheine ich der einzige im Raum zu sein, dem das seltsam vorkommt. Für alle anderen Teilnehmer*innen bei diesem Seminar zu Mindful Finance in München wirkt das wie selbstverständlich, die meisten von ihnen erzählen auch in der Vorstellungsrunde, was Meditation für sie bedeutet.
Selbstfindung als Geschäftsgrundlage? Nicht ganz. Es handle sich nicht um eine individuelle, sondern um eine gemeinsame Meditation, erläutert Friedhelm Boschert, Gründer des Mindful Finance Institute und Initiator der Veranstaltung. Auf diese Weise wird eine Beziehung zwischen allen Teilnehmer*innen hergestellt. Und Beziehungen sind wichtig bei diesem Thema.
Beziehungen sind zwar auch in der herkömmlichen Wirtschaftswelt bedeutend – wie alle wissen, die sich schon ein mal um einen Job oder einen Auftrag beworben haben. Aber in der Mindful-Welt spielen sie noch einmal eine ganz andere Rolle. Die eigentliche Rolle nämlich. „In der herkömmlichen Finanzwelt dreht sich alles um Transaktionen“, sagt Ernest Ng, Professor für buddhistische Ökonomie an der Universität HongKong. „Diese Welt besteht aus Waren und Dienstleistungen, die Menschen agieren als Produzenten oder Konsumenten.“ Die persönlichen Beziehungen sind in erster Linie Mittel zum Zweck – der Transaktion, dem Profit.
In der Welt von Mindful Finance hingegen, so Ng, würden Menschen als Menschen gesehen – Menschen, die miteinander und mit ihrer Umwelt in Beziehung stehen. Geschäfte seien nur gute Geschäfte, wenn sie diese Beziehungen verbessern, oder ihnen zumindest nicht schaden. Niemandem ein Leid zuzufügen, sei ein ebenso ehernes Ziel wie in der traditionellen Wirtschaftswelt das Erzielen von Gewinn.....
LESEN SIE MEHR in ENORM 06-2019 S. 34 ff
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